Unfruchtbarkeit und psychologische Auswirkungen
Die psychologische Bewältigung von Unfruchtbarkeit ist für Paare keine leichte Aufgabe. Deshalb müssen sie lernen, auf diesem schmerzhaften Weg mit allen Schwierigkeiten, sowohl psychologischen als auch sozialen, umzugehen.
Die Diagnose und Feststellung der Unfruchtbarkeit ist für jedes Paar eine schmerzhafte emotionale Erfahrung. Und dies nicht nur, weil die Zeugungsfähigkeit in allen Gesellschaften als selbstverständlich angesehen wird, sondern auch, weil das Kinderkriegen direkt mit der sexuellen Identität, der körperlichen Gesundheit und den sozialen Erfordernissen verbunden ist.
Selbst heute, wo die Methoden der assistierten Reproduktion Lösungen für Paare mit Kinderwunsch bieten, bleibt das Gefühl des “Kontrollverlusts” über das Kinderkriegen für sie traumatisch.
Völlig verständlich, wenn man den beschwerlichen Weg der Versuche bedenkt. Manchmal führt dieser Weg das Paar zu großen Konflikten.
Zunächst fällt es dem Paar schwer, die Diagnose der Unfruchtbarkeit zu akzeptieren, sie wird sogar verleugnet. Dann empfinden sie Traurigkeit, Scham und ein Gefühl von Ungerechtigkeit, wenn sie an andere Paare denken, bei denen in kurzer Zeit eine Schwangerschaft eingetreten ist.
Gleichzeitig dient das Sexualleben unfruchtbarer Paare nicht mehr der Kommunikation und dem Ausdruck von Gefühlen, sondern konzentriert sich ausschließlich auf die Empfängnis, wobei der Zwang das Hauptmerkmal ist.
Die sozialen Auswirkungen der Unfruchtbarkeit
Die sozialen Auswirkungen der Unfruchtbarkeit vervollständigen das Bild der psychologischen Belastung, mit der die Paare konfrontiert sind. Häufig üben die Familie und das weitere soziale Umfeld Druck auf das Paar aus, Kinder zu bekommen, und das Paar (bereits psychisch belastet) findet es schwierig, das Verhalten seines Umfelds zu bewältigen und einzuschränken. Ergebnis: Das Paar fühlt sich sozial isoliert.
Von der Hoffnung zur Trauer
Es ist zu erwarten, dass Paare, die sich einer Unfruchtbarkeitsbehandlung unterziehen, mehrere Zyklen der Hoffnung und der Trauer durchlaufen, da eine IVF-Behandlung oft mehr als einen Versuch erfordert. Aus diesem Grund ist die Beratungsunterstützung in jeder Phase des IVF-Prozesses von wesentlicher Bedeutung. Durch die Beratungsunterstützung gelingt es dem Paar, eine gesunde Beziehung aufrechtzuerhalten, aber auch jeder Einzelne sorgt für sein persönliches seelisches Gleichgewicht.
Wie man mit sozialem und psychologischem Druck umgeht
In einer so sensiblen Phase sollte sich das Paar schützen und Grenzen setzen, sowohl in seinem sozialen als auch im familiären Umfeld, wenn dieses dazu neigt, aufdringlich zu werden. Um die psychische Belastung, der sie ausgesetzt sind, zu verringern, sollten Paare, die sich einer IVF unterziehen, Folgendes bedenken:
1. Unfruchtbarkeit ist keine ausweglose Situation
Besonders in der heutigen Zeit, in der IVF-Methoden viele Alternativen bieten.
2. Seien Sie wählerisch in den Einladungen, die Sie erhalten
Wer sagt, dass Sie verpflichtet sind, jede Einladung, die Sie erhalten, anzunehmen? Finden Sie heraus, bei welchen Einladungen Sie sich schlecht fühlen und lehnen Sie diese ab.
3. Sie Ihre Antwort vor, auf die eventuelle Frage, wann Sie Kinder bekommen werden
Überlegen Sie sich Ihre Antworten, vor allem, wenn Ihre Gesprächspartner nicht wissen, dass Sie Schwierigkeiten haben, ein Kind zu bekommen. Sie müssen keine Einzelheiten angeben. Denken Sie auch daran, dass Sie nicht verpflichtet sind, mit jemandem über eine so persönliche Angelegenheit zu sprechen. Tun Sie es nur, wenn Sie das Bedürfnis verspüren.
4. Definieren Sie den Sinn Ihres sozialen Lebens neu
Sie können dieses Erlebnis als eine Zeit der Freiheit und nicht der Isolation betrachten. Laden Sie Freunde zum Essen ein oder reisen Sie an einen schönen Ort. Spaß ist für alle da, und Sie sollten sich nicht von Unfruchtbarkeitsproblemen davon abhalten lassen, schöne Erinnerungen zu schaffen.
5. Weiblichkeit und Fruchtbarkeit sind zwei verschiedene Dinge
Unfruchtbarkeit hindert Sie nicht daran, Ihr Sexualleben zu genießen, und mit Sicherheit beseitigt sie auch nicht Ihr sexuelles Verlangen.
6. Tun Sie Dinge, die Ihnen wirklich Spaß machen
Besuchen Sie ein Museum, schauen Sie sich eine Theatervorstellung an, machen Sie sich selbst ein Geschenk. Sie müssen auf Ihre geistige und körperliche Gesundheit achten. Tun Sie Dinge, die Paare mit Kindern nicht tun können. Essen Sie in einem Restaurant zu Abend, sehen Sie sich eine Mitternachtsshow an, frühstücken Sie spät. Vergessen Sie nicht, dass Sie vielleicht keine Kinder haben, aber eine Familie sind!
7. Beurteilen Sie sich selbst nicht zu hart
Ihre Unfruchtbarkeit ist nicht Ihre Schuld. Vergessen Sie nicht, dass der erste Schritt zur Bewältigung negativer Gefühle darin besteht, sie anzuerkennen. Erkennen Sie also Ihre Gefühle an und schämen Sie sich nicht dafür. Sie sind Teil der menschlichen Natur!
8. Teilen Sie Ihre Gefühle mit Ihrem Partner
Geben Sie dem Ausdruck negativer Emotionen, wie z. B. Traurigkeit, Raum. Unfruchtbarkeit ist eine Krise im Leben eines Paares. Wenn negative Gefühle zwischen dem Paar ausgedrückt werden, profitieren beide davon. Spannungen werden abgebaut, das Grübeln über negative Gedanken hört auf, und das Paar fühlt sich nicht schuldig, weil es diese Gedanken hat.
9. Vergessen Sie nicht, dass das Wichtigste auf dieser Reise die Beziehung zu Ihrem Partner ist.
Die Qualität Ihrer Kommunikation ist der Hüter Ihres Zusammenlebens. Indem man sich gegenseitig unterstützt, aber auch um Hilfe bittet, wenn es nötig ist, kann der IVF-Prozess zu einer Lebenserfahrung werden, die jede Person individuell, aber auch die Beziehung selbst stärkt.
